Um die Frage zu präzisieren: Eine Firmen-Teilenummer (=FTN) wird an mehreren Standorten eingekauft. Dazu braucht es eine Freigabeliste der Entwicklung, die sogenannte AMPL (Approved manufacturer part list), die angibt, welche Herstellerteile für die Fabrik A tatsächlich eingekauft werden darf. Die AMPL ist von der Entwicklung bereitzustellen, denn nur die Entwicklung kann verifizieren, welche Herstellerteile tatsächlich in den jeweiligen Endgeräten funktionieren.
Nun zur identischen Firmen-Teilenummer in Fabrik B: Darf diese eine abweichende AMPL haben?
Die Frage ist fast schon philosophisch und es gibt kein absolutes „richtig“ oder „falsch“.
Hier ist meine Sicht der Dinge:
Eine Firmen-Teilenummer muss ein globales Objekt sein, mit identischer AMPL für ALLE Fabriken des Konzerns.
Warum, und warum ist das wichtig?
Betrachten wir verschiedene Szenarien:
Verlagerung der Produktion
Praktiziert ihr Unternehmen: „Design anywhere, manufacture anywhere“?
Falls Sie eine globale AMPL haben, ist eine Verlagerung eines Produktes von Ihrer Fabrik A in die Fabrik B (oder EMS) komplikationsfrei möglich.
Oder anders ausgedrückt: Wenn ein Produkt verlagert wird, prüft doch niemand, ob die dort schon vorhandene FTN x eine andere Liste von zugelassenen Herstellerteilenummern hat. Und falls doch, ist man sowieso gezwungen, FTN x zu duplizieren
Weitergeben von Bauteilen zwischen Fabriken, insbesondere bei Produktionsstopps und Verschrottung ist ohne Prüfung möglich.
Component Engineering, d.h. Qualifizierung günstigerer Alternativen unter einer (globalen) FTN wird mit einer globalen AMPL erst möglich.
Allerdings kann die globale Freigabe einer neuen HTN kann komplizierter werden. Eventuell stimmen nicht alle Entwicklungsabteilungen der Freigabe zu, da nicht alle Verwendungen verifiziert werden können -oder wollen.
Workaround:
Folgender realer Fall: Ein Speicherchip war für Industrial Temp freigegeben: -40…+85 Grad. Ein paar lowrunner brauchten diesen Bereich wirklich. Die große Masse der Anwendungen wäre mit der günstigeren Variante mit Commercial Temp: 0..70 Grad zufrieden gewesen.
Die einfache Lösung war: Splitten der FTN in zwei. Viele Firmen verwenden FTNs im Format: nnnn – 00x. Hier bietet es sich an, die 2. FTN einfach nnnn-002 zu benennen.
Übrigens: Haben Sie mal gezählt, wie viele Ihrer FTNs „endemisch“ sind, also nur in einer Fabrik verwendet werden? Das könnte die Zwei-Drittel Marke überschreiten. Deshalb war in meiner Erfahrung das Problem der blockierten globalen Freigabe eher sehr selten auftritt.
Und die PDM Systeme?
Wer SAP als PDM System benutzt, kann eine AMPL tatsächlich individuell pro Fabrik aufsetzen. Im Realfall stellt man nach einigen Jahren fest, dass durch Firmenverlagerungen, Fabrikschließungen, In- und Outsourcing die Daten sowieso nicht mehr stimmen.
In Systemen wie Enovia, Agile oder TeamCenter ist der Begriff der produzierenden Fabrik zweitrangig. Wichtig ist allerdings, dass genau eine Entwicklergruppe die sogenannte „Design-Authorität“ besitzt, also die Erweiterung der AMPL koordiniert und kontrolliert.
Das alles, ist wie gesagt meine Meinung und meine Erfahrungswelt. Sollten Sie das alles ganz anders sehen: Bitte schreiben Sie mir, ich freue mich auf einen lebhaften Erfahrungsaustausch.