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[DE]AMPL: Was ist das und warum ist das so fundamental wichtig?

AMPL steht für: „Approved manufacturer parts list“, bzw: Welche Herstellerteile hat R&D für eine FTN (=Firmen-Teilenummer) freigegeben. Klingt sehr einfach, oder?

Die Definition beantwortet auch schon die erste Frage: „wer ist für den Inhalt der AMPL verantwortlich?“.  Das kann nur R&D sein, die die Prototypen mit den freigegebenen Bauteilen verifiziert hat, oder die Component Engineering Gruppe, die Zweitlieferquellen qualifiziert.

Bei einigen Firmen bzw Bauteilen findet man auch mal die AMPL: „Any“, soll heißen: Lieber Einkauf, Du kannst kaufen was Du möchtest, Hauptsache es ist ein 1K Ohm 0402 1% Widerstand. Das mag für die einfachsten Bauteile so durchgehen, trotzdem halte ich das für mutig. Um beim Beispiel des 1K Widerstandes zu bleiben: Die 1% Toleranz kann sich auf 3% ausweiten beim günstigeren Dickschicht-Widerstand, oder wirklich 1% über die Lebenszeit bedeuten beim teureren Dünnschicht-Widerstand. Während das bei einem Vorwiderstand einer LED kaum auffällt, schiebt die Toleranz bei einem Spannungsteiler für ein Netzteil die zulässige Ausgangsspannung schon in den roten Bereich.

Wer sich mit Kondensatoren auskennt weiß, dass es hier noch ein wenig komplizierter wird.

Die Verpackungsform bzw Rollengröße ist dem Entwickler egal, da sie keinerlei Einfluss auf die elektrischen Eigenschaften hat. Die Fertigung hat hier das Sagen, evtl gibt es eine maximale verarbeitbare Rollengrößen zu beachten.

Fazit: Jede FTN, und sollte es sich auch nur um Hühnerfutter handeln, muss eine AMPL haben. Wir werden den Nutzen auch noch später sehen, wenn wir identische Bauteile unter verschiedenen FTN’s betrachten

Bleiben wir beim 1K Ohm Widerstand:

Wenn wir schon mal bei der AMPL sind, dann gleich ins richtige Leben:

Wir sehen die 2 unterschiedlichen FTN’s 3 und 4, die Bauteile identischer Funktion definieren, deren AMPL sich aber nur teilweise überschneidet. Klingt nicht logisch, findet sich aber in vielen großen Firmen in sogar noch viel komplexerer Form. Das hat weniger mit Logik zu tun als mit “Ist eben so über die Jahre und durch Firmenzukäufe, verschiedene Entwicklungsstandorte etc entstanden”

Nachteile:

  • Mehr FTN’s sind zu verwalten, einzukaufen und auf der Bestückmaschine zu rüsten
  • Kleinere Teilmengen resultieren in höheren Preisen

Jetzt wird es spannend: Wie lässt sich aus dieser Betrachtung Geld schlagen?

FTN 4 wird zu einem günstigeren Preis eingekauft! Nur, welche der 3 freigegebenen MPN’s ist es?

Fall 1: wenn der bessere Preis durch Einkauf von MPN2 oder 3 erzielt wird:

ist das eine einfache Übung für den Einkauf. Beide MPNs sind ja schon von der Entwicklung für beide FTNs freigegeben. Liebe EinkäuferInnen: Geht los und holt Euch das Geld!

Fall 2: wenn der bessere Preis durch Einkauf von MPN 4 erzielt wird:

 Startet ein Component Engineering Projekt! R&D soll zusätzlich MPN4 für FTN 3 qualifizieren                   Dies hat gute Erfolgschancen. Grund: MPN 4 funktioniert ja auch bereits für FTN 4.

Voraussetzung:

Das Ganze funktioniert nur, wenn alle MPNs und alle Herstellernamen im Unternehmen sich einem „gemeinsamen Wörterbuch“ unterwerfen. Mein einfacher Vorschlag: Nehmt SiliconExpert als „Duden“. Wenn die Herstellerbezeichnungen von SiliconExpert validiert sind, eröffnet sich eine Welt zusätzlicher Daten (Lebenszyklus eines Bauteiles, Information über Abkündigung, ROHS Konformität etc). Dazu später mehr.

Zusammenfassend

Halte ich es für absolut notwendig, für jedes Bauteil eine AMPL akribisch zu führen.

Diese AMPL sollte nicht durch Freitexteingaben entstehen, sondern einer „Rechtschreibprüfung“, z.B. durch SiliconExpert unterliegen. Die große Masse der bestehenden Einträge werden durch Korrekturlisten zurechtgerückt.

Die AMPL liegt in der Verantwortung von R&D. Wer sonst kann seine Hand dafür ins Feuer legen, dass Herstellerteil X unter der FTN Y im Endgerät Z immer zuverlässig funktioniert.

Eine FTN und ihre angehängte AMPL muss global sein, unabhängig der R&D Gruppe oder Fabrik. Auch dazu später mehr.

Die Vorteile:

  • Einer der Qualitäts-Grundpfeiler, damit jedes Einzelne gefertigte Seriengeräte überhaupt funktioniert
  • Erkennen von Einsparmöglichkeiten
  • Klare Definitionen für den Einkauf
  • Eine Goldgrube für die Component Engineering Abteilung
  • Eine Verlagerung nicht mehr benötigter (oder sehr dringend gebrauchter) Herstellerteile von Fabrik A nach Fabrik B wird erst durch eine saubere AMPL möglich