- Was bedeutet: Component & Value Engineering?
Im Laufe der Zeit habe ich einige Definitionen für “Component Engineering” und für “Value Engineering” gesehen. Heute widme ich mich einem Aspekt: Dem Generieren zusätzlichen Profites – woraus sich die nachfolgende Definition ableitet. Selbstverständlich hat CE und VE noch andere Aspekte, darüber mehr in späteren Artikeln.
Meine – eventuell nur partielle – Definition von: Component Engineering (=CE):
Für eine Firmenteilenummer (=FTN) werden neue Herstellerteile durch die Entwicklung freigegeben, oder anders ausgedrückt: die AMPL wird erweitert. Ab dem Moment der Freigabe durch die Entwicklung kann der Einkauf jedes – natürlich auch das neu freigegebene und hoffentlich günstigere – Bauteil bestellen.
Alle dann freigegebenen Herstellerteile sind kompatibel, man kann sie alle in einer Schütte in der Produktion mischen oder auf der Bestückmaschine abwechselnd rüsten.
Bei Component Engineering ist IMMER die Entwicklung involviert. Wer sonst kann die Funktion eines neuen Bauteiles in allen Geräten sicherstellen, in denen es verbaut wird (Rechte Seite des Bildes oben). Wird ein Kostenvorteil durch Verhandlungen bereits freigegebener Bauteile oder durch Wechsel des Distributors erzielt, braucht die Entwicklung nicht einbezogen zu werden und wir reden nicht von CE. CE ist ein zusätzlicher Eckpfeiler der Kostenreduktion neben Preisverhandlungen.
Value Engineering (=VE)
Hier werden bestehende Produkte durch die Entwicklung verändert, bzw. in Teilen oder vollständig neu entwickelt, um die Herstellkosten zu senken. Dies kann im einfachsten Fall der Austausch einer einzigen Firmenteilenummer (=FTN) durch eine andere FTN sein, oder auch ein komplettes Redesign. Im Idealfall ist das unsichtbar für den Kunden.
Beispiele:
- Veränderung der Verpackung – der „triviale VE Fall“: Nur ein Bauteil wird in der Stückliste ausgetauscht.
- Änderung der Platine von handbestückt auf maschinell oberflächenmontiert.
- Austausch des Prozessors
- Optimieren des Leiterplatten-Nutzens: Weniger Abfall.
Reales Beispiel eines Lichtweckers. Wer sieht die 3 Arten der Optimierungspotentiale sofort?
- Platine auf Platine, da das Orginalbauteil wohl nicht mehr verfügbar war. Ein VE Projekt würde die Leiterplatte anpassen, um diesen Turmbau zu Babel zu vermeiden.
- Handbestückte Bauteile: VE: Ersetzen durch SMD Teile zur Senkung der Produktionskosten
- Bestückdruck: SMT Maschinen lesen das sowieso nicht. Unnötig.
Wie wird der Erfolg gemessen – auch im Vergleich zu Neuentwicklungen (=NPI)
Hier ist meine Behauptung: Component und Value Engineering kann genauso einträglich sein wie NPI. (und, ich gebe an dieser Stelle zu: Keine Ahnung was Drogenhandel einbringt. Aber es hat zumindest dazu beigetragen, dass Sie bis hierher gelesen haben. Vielen Dank und Entschuldigung)
Zur Bestimmung des finanziellen Erfolges müssen wir die Spielregeln bzw. die Rechenformel festlegen, nach der wir messen: (Bestehende Kosten – neue Kosten) * Stückzahl.
- Welchen Unterschied sehen wir in der Gewinn- und Verlustrechnung
- Durch das erfolgreiche CE oder VE Projekt
- Wenn dieses Projekt nicht stattgefunden hätte
- Berechnung des inkrementalen Profites (nicht des Umsatzes!).
- Zählen des inkrementalen Profites über einen Zeitraum von 12 Kalendermonaten. Danach sehen wir den finanziellen Vorteil immer noch, berichten ihn aber nicht mehr.
- Was ist der inkrementale Profit pro Arbeitsstunde, bzw.: FTE (=Full time equivalent). Oder anders ausgedrückt: Wenn eine Person Vollzeit an einem NPI oder VECE Projekt arbeitet: Welcher zusätzliche Profit wurde dadurch erzielt?
Mit diesen 4 Eckpunkten ist ein fairer Vergleich NPI – CEVE einfach möglich.
Wie muss Ihre Organisation aufgestellt sein, damit es funktioniert:
In den letzten 20 Jahren habe ich keine Entwicklungsabteilung gesehen, bei der das linke Modell funktioniert hätte. Im Gegensatz dazu durfte ich den Erfolg des rechten Modells selbst erleben (ich war der 100% VECE Entwickler rechts). Warum nur das rechte Modell funktioniert ist eine längere Geschichte. Laden Sie mich ein für eine Diskussion.
Ausreden und Gegenargumente:
„NPI bringt viel mehr Geld ein als VE und CE“
Meine Erfahrung der letzten 20 Jahre hat, bei Anwendung fairer Vergleiche (s.o.) gezeigt, dass VECE einen ebenbürtigen Profit pro eingesetzten Ressourcen erzeugen, auch und insbesondere nachdem das Finanzwesen nachgerechnet hatte.
„Das ist ja Aufwand, da müssten wir die Leiterplatte ändern”
Ja, auch Component und Value Engineering bedeuten Arbeit. Die Frage war aber nie: „Wieviel Ressourcen braucht das“, sondern: Was ist der Return on investment?
Im ersten Bild – rechts unten: Value Engineering wurde der Mikroprozessor ausgetauscht, die Hardware geändert und die Software portiert, ein Engineering-Jahr investiert. Die Preisdifferenz belief sich auf 2 Euro pro Stück – bei Stückzahlen mehrerer 100.000 pro Jahr. Rechnen Sie einfach mal nach….
Die Qualität unserer Produkte würde sinken
Natürlich ließe sich bei einem Alternativbauteil oder einem Redesign die Qualität einschränken. Aber: „Quality goes without saying“. Die neue Lösung muss mindestens genauso gut oder besser ein. Oft habe ich auch das Gegenteil erlebt: Da man ein Produkt sowieso angefasst hat, wurden auch gleich Mängel mitbehoben, die man seither nicht beseitigt hatte.
Werkzeuge:
VE und CE leben von eingebrachten Ideen. Es muss also ein Ideenportal geben, in das jede*r Ideen einreichen kann, in dem man die profitabelsten Projekte auswählt, realisiert und am Ende den zusätzlichen Profit berechnet. (mehr dazu in einem späteren Blogartikel).
Für Value Engineering hat sich Accolade von Sopheon bewährt.
Für Component Engineering habe ich bislang kein passendes Tool am Markt gefunden. Meine Lösung war eine Eigenfertigung, die alles von Ideeneingabe, über Workflows, bis zum Reporting managed. Vielen Dank an Ashwini Singh und Felvin Francis für die geniale Programmierarbeit.
Zuletzt:
Bin ich sehr gespannt auf Ihr Feedback.
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